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Montag, 29. Juli 2002
... and counting prozac, 29. Juli 2002 um 21:54:38 MESZh
Die fünf schmerzhaftesten Erlebnisse meines Lebens verdanke ich einer einzigen Frau. Vielleicht lehne ich mich hier ein wenig aus dem Fenster, aber das klingt verdammt rekordverdächtig. Die meisten Menschen suchen schon nach dem ersten emotionalen Frontalzusammenstoß ihr Heil in der Flucht. Ein sauberer Schnitt. Ende mit Schrecken statt Schrecken ohne Ende. Yadda, yadda, yadda, auf Regen folgt Sonnenschein und nachts sind alle Katzen grau. Manch andere sind optimistisch, geduldig und opferbereit genug, um sich darüber hinaus ein zweites Mal verletzen zu lassen. Ab dem dritten Mal bleiben nur die absoluten Vollidioten und Masochisten übrig. Interessanterweise zähle ich mich zu keiner der beiden letzgenannten Gruppen. Aber wann hat ein Geisteskranker je den eigenen Zustand korrekt einzuschätzen vermocht? Eben. Tja, danach wird die Luft schon dünner. Was kommt dann? Die Antwort ist so einfach wie erschreckend: Ich weiss es nicht. Das letzte Mal, vor gut 4 Wochen, kam wirklich aus heiterem Himmel. Ich wusste zwar, dass es irgendwann einmal passiert, ich wusste auch, dass es - für mich zumindest - eine ziemlich hässliche Sache werden würde, weil mir die Fähigkeit abgeht, emotionale Verbindungen zu kappen. Aber als es dann plötzlich raus war, wurde mir doch tatsächlich für einen kurzen Moment schwarz vor Augen. "Ich muss Dir da mal was erzählen..." verheißt, wenn es kein Einwurf im gerüchteschwangeren Dunstkreis einer kleinen, angeheiteren Gruppe eingeworfen wird, nie etwas gutes. "Ich habe einen neuen Freund". Da. Ein schwarzer Tunnel. Für den Bruchteil einer Sekunde. Kurzfassung: er ist ihr Chef, ist verheiratet und hat ein kleines Kind, wird seine Frau "so oder so" verlassen. Aha. Bilderbuchvoraussetzungen, möchte man einwerfen. Aber wer bin ich, dass ich mich da einmische. Ich bin schon lange raus aus dem Spiel (will und kann auch gar nicht mehr zurück) und alles, was ich sagen könnte, würde im Endeffekt gegen mich verwendet werden. Also bloß das Maul halten, empathisch lächeln und versuchen, dass Essen drin zu behalten. Gemessen daran, wie erleichtert sie danach war, muss ich ein wirklich guter Schauspieler sein. Ich werde umgehend meine Dankesrede an die Academy vorbereiten müssen, fürchte ich.
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last updated: 23.10.10, 01:18 Youre not logged in ... Login
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